| 13. Januar 2018
Dieser Text ist meinem Freund Pravu Mazumdar gewidmet, der zurecht sagt, dass der Ausspruch "Seid nutzlos" einer der wenigen Sätze ist, der nicht von der modernen Gesellschaft, auch nicht vom neoliberalen Gedankengut, und von der grassierenden "Finanzdiktatur" vereinnahmt werden kann.
Der Ausspruch stammt aus einer Geschichte über Lao-tse, die uns Joachim-Ernst Berendt als Perle einer ganzheitlichen Spiritualität weitergereicht hat, übernommen von Osho. Darin sagt Lao-tse zu seinen Schülern, die ihm die Erklärung bringen, warum ein riesiger, tausendfach verzweigter Baum als einziger von einem ganzen Wald, der abgeholzt wurde, zurückgeblieben ist: Seid nutzlos wie dieser riesige Baum, dessen stark verwurzeltes Holz weder zu Brennholz noch zur Verarbeitung zu Möbeln taugt, unter dessen Blätterdach aber Tausende von Menschen Schutz und Geborgenheit finden. Seid nutzlos wie dieser Baum, denn sonst findet ihr euch als Brennholz oder Möbelstück wieder. Nutzlos ist nicht sinnlos. Das Sein des Baums ist äußerst mächtig.
Die folgenden Gedanken sind mein persönliches "Glaubensbekenntnis" und meine Perspektive auf die "Dinge des Lebens", die mich dazu bewogen haben, den DantonDenkRaum weiter zu begleiten und 2016 dem Thema GELD zu widmen. Seither bleibt dieses Thema für mich ein Brennglas des (Bewusstseins)Zustandes unserer Gesellschaft.
Ein jeder hat seine individuelle Perspektive auf das Ganze, besondere Fähigkeiten und eine eigene Aufgabe. Nicht selten haben diese inneren Werte in der äußeren Welt kaum Platz. Im DantonDenkRaum sind sie willkommen und werden ge-wert-schätzt. Diese Fähigkeiten und Aufgaben herauszufinden ist die Kunst des Lebens.
Für mich kristallisiert sich immer mehr heraus, dass die innere Haltung, das bewusst-einfach-sein, das Wesentlichste und die Liebe die absolute Freiheit und höchste Wahrheit sind!
Impulsgeber für einige Passagen im folgenden Text ist eine innige Auseinandersetzung mit Armin Risis Schriften, der 2014 zu Gast im DantonDenkRaum war.
Viele der Begriffe, die ich im Folgenden aufgreife, sind bereits vielfältig "missbraucht" worden: Freiheit, Liebe, Bewusstsein, Geist, Gott, Ganzheit(lichkeit). Ich möchte es wagen, sie dennoch zu verwenden und das im Lichte ihres All-umfassenden Glanzes.
Eine offene, beherzte und respektvolle Streitkultur zu pflegen ist ebenfalls ein erklärtes Ziel des "Parlament des Augenblicks" in der Werk- und Begegnungsstätte des DantonDenkRaums, und diese Zeilen laden dazu liebevoll ein...
Von der Revolution zum Konsum und wieder hinaus ins FREIE.FELD!
Eine persönliche Assoziations-Reise zwischen dem Thema Geld und einer ganzheitlichen Spiritualität - und dem, wie dieses Thema in den DantonDenkRaum kam.
Dunkelheit ist die Abwesenheit von Licht, aber Licht ist nicht die Abwesenheit von Dunkelheit - oder Krieg ist die Abwesenheit von Frieden, aber Frieden ist nicht (nur) die Abwesenheit von Krieg
Unsere Welten bestehen aus Zweiheit. Die Zwei verrät es schon selbst: Es gibt zwei Arten von Zweiheit, nämlich Polarität und Dualität. Polarität bezeichnet die sich gegenseitig ergänzenden, gleichwertigen Gegensätze, die zusammen eine Ganzheit ergeben. Dualität bezeichnet die sich gegenseitig ausschließenden, nicht gleichwertigen Gegensätze, die spalten.
Das Beispiel von Licht und Dunkelheit macht es deutlich: Dunkelheit ist die Abwesenheit von Licht, aber Licht ist nicht die Abwesenheit von Dunkelheit - oder Krieg ist die Abwesenheit von Frieden, aber Frieden ist nicht (nur) die Abwesenheit von Krieg. Hassen ist das Gegenteil von Lieben, aber Liebe ist nicht (nur) die Abwesenheit von Hass. Demgegenüber sind z.B. Nord- und Südpol gleichwertige Gegensätze, die zusammen ein Ganzes ergeben. Oder oben und unten, feminin und maskulin usw. Unsere materielle Welt ist durchzogen von beiden Zwei-heiten, doch es ist essentiell, deren Unterschiede zu erkennen. Im Grundmissverständnis der Gleichsetzung von Polarität und Dualität (sowohl in Religionen als auch in der atheistischen Esoterik) scheint einiges begraben zu sein, was die gravierenden Probleme unseres heutigen Zeitalters ausmacht.
Und dieses Thema hat der junge und weise Georg Büchner auch in seinem Text "Dantons Tod" dem St. Just in den Mund gelegt, indem er diesen sagen lässt, dass die Guillotine auch nichts anderes mache als die Natur, nur ein bisschen schneller - und so dieses Töten legitimierte. Wie bekannt, ist die Rede des St. Just von Georg Büchner selbst geschrieben worden, ohne Abstützung auf historische Quellen, das heißt, er durchschaute bereits fünfzig Jahre nach der Revolution die eigentlichen Absichten und hinterließ uns mit diesen Textpassagen inmitten historischer Zitate (was die Figuren von Robespierre und Danton betrifft) eine "Message".
Dieses bewusst wie unbewusst gepflegte Missverständnis scheint der Fehler am Anfang der Rechnung zu sein, der über viele Zwischenschritte bewirkt, dass schon seit längerer Zeit alles in unserer Welt zur Ware geworden ist, die Staaten mehr und mehr in Firmenstrukturen verwandelt werden und letzten Endes ein permanenter Geld-Krieg geführt wird, als Ergebnis der Verwechslung/Verschmelzung/Gleichsetzung von "Gut & Böse" ("Wir führen Krieg, bis Frieden ist..."). Die heute vorherrschende materialistische Weltsicht ist sehr dienlich, den Menschen zu definieren als nichts weiter als eine "vorzüglich künstliche kleine Maschine, die in die große Maschine, die wir Welt, Weltläufte nennen, besser oder schlimmer hinein passt.... aber heißt das gelebt?" - Hier spricht schon Georg Büchners Vorbild J.M.R. Lenz Ende des 18. Jahrhunderts bereits eine deutliche Sprache.
Büchner brachte seine Enttäuschung über die Auswirkungen der Französischen Revolution in seinem Stück "Dantons Tod" und in Briefen zum Ausdruck. Die Überheblichkeit der Revolutionäre, die sich für erleuchtet hielten, hat der friedlichen Bürgerbewegung ein diktatorisches Terrorregime aufgezwungen, das den absolutistischen Machtformen der Könige in nichts nachstand.
Zeitgleich mit den verratenen freimaurerischen Idealen wurde ein neues Herrschaftssystem implementiert. (Robespierre, Danton und viele andere Revolutionäre waren Freimaurer, ebenso wie auch George Washington und viel Gründerväter der USA.) Die alte Aristokratie wurde durch einen neuen Geld-Adel ersetzt und die Industrialisierung nahm ihren unmenschlichen Lauf.
Georg Büchner erkannte diese Vereinnahmung des revolutionären Gedankenguts durch machtpolitische und ideologische Ansprüche und schrieb, dass ihm dann doch der alte Adel lieber sei als der neue.
Das auf unendliches Wachstum beruhende Papier-Geldsystem nahm in der damaligen Zeit Anlauf. Am Anfang der Exponentialkurve des auf Schuld und Zins basierenden Geldes merkt man noch nichts - doch auch hier setzte die neue Herrschaft durch Napoleon noch ein wichtiges Pünktchen auf das i der industriellen Ausbeutung: mit dem Dominium anstatt des bisher herrschenden Patrimonium.
Dominium heißt Ausbeuten des Besitzes (und damit der Ressourcen Natur wie Mensch), wohingegen Patrimonium Pflegen des Besitzes im Hinblick auf nachkommende Generationen bedeutet. Das stand im so hochgelobten Code Napoleon, auf dem heute noch weite Teile der Rechtsprechung (in Frankreich) beruhen. Freie Fahrt für neoliberales und turbokapitalistisches Gedankengut. All das scheint in vollen Bewusstsein geschehen zu sein, denn wir finden genaue Beschreibungen dieses Systems bereits im Faust II von J. W. von Goethe, der es als Freimaurer, Illuminat und Geheimrat wissen musste - und er hat von diesen Strömungen selbst profitiert. Sein Haus in Weimar blieb wie durch ein Wunder von Napoleons Raubzügen unversehrt. Der Weg in die Konsumgesellschaft war durch diese Weichenstellungen vorgezeichnet und wurde Schritt für Schritt vollzogen.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts bildeten sich kurz nach der Gründung der privaten FED-Bank, die fortan die Geschicke der USA (und damit auch bald der gesamten Welt) in den Händen hielt, erste transnationale Kartelle für Chemie, Pharmazie und Lebensmittel. Die Gründung dieser Kartelle bedeutete nichts anderes, als die mit idealistischen und aufklärerischem Gedankengut gegründeten Bruderschaften utilitaristisch, auf zunehmend globale Macht-Bereiche anzuwenden. Die Weltkriege waren, wie heute aus vielfältigen Quellen erschließbar, Teil dieses Konzepts: die gleichen Banken finanzierten sowohl den Nationalsozialismus als auch den Kommunismus - das Ziel, die Weltherrschaft zu erlangen, wurde ein offenes Geheimnis (siehe z.B. "White-Jacket" von Herrmann Melville oder die Abhandlungen der "Dr. Rath Health Foundation" auf www.orwell-staat.de oder Hermann Ploppa, "Die Macher hinter den Kulissen"). Auch wenn es ratsam ist, sich nicht zu sehr in Resonanz mit diesen Machenschaften zu begeben, tut es dennoch gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die dieses zerstörerische Spiel treiben und dabei denken, sie seien den anderen Menschen überlegen und im Recht!
Heute wird dieser Geld-Krieg ganz offen geführt, und die, die dabei den Ton angeben, halten sich ihr Gewissen rein, indem sie glauben, sie handelten im Sinne der Menschheit. Sie haben ihre Organe, die suggerieren, die Weltbevölkerung müsse sich verringern, wenn man dieses Wirtschaftssystem weiter fahren wolle - und sie meinen, dieses sei das einzige richtige und machbare System, ja sie halten es geradezu für naturgegeben, "Natur" gemäß ihrer eigenen Definition.
Das System, das auf der Ausbeutung der Ressourcen beruht, ist eigentlich eine junge Erfindung einiger profit- und machtgieriger Geheimbündler (was die offizielle Geschichtsschreibung verschweigt, denn sie ist aus der Warte dieser Sieger geschrieben). Die Menschen, die an dieser Verkettung der Manipulation bewusst und unbewusst teilhaben, haben scheinbar vergessen, dass diese einst geheimen Vereinigungen ursprünglich ein mächtiges und zeitloses Wissen bewahrten und auf dieser Grundlage echte humanistische Ideale verwirklichen wollten, im Dienste von Philanthropie und Aufklärung. Dieses Wissen mit egoistischen, profitorientierten und nicht selten auch rassistischen Absichten zu "veruntreuen", war nicht die Absicht der ursprünglichen Eingeweihten.
Mit dem exzessiven Ausbeuten der Natur und dem unkontrolliert wachsenden Markt, der inzwischen unser Innerstes erfasst, wachsen auch unsere seelischen Ungleichgewichte - und wir werden krank.
Dadurch dass eine kleine transnationale "Führungselite" die Systeme der Gesellschaft zu Gunsten ihrer Macht pervertiert hat, kippt das ganze System. Weil dies seit etwa 350 Jahren im Parallelschwung mit der Erfindung des Papiergeldes aus dem Nichts (das gleich als Kriegsanleihen eingesetzt wurde) geschieht, sind wir in der Exponentialkurve inzwischen ziemlich weit oben angelangt, nachdem die Wirtschaft viele Jahrzehnte lang kaum merklich wuchs und für die Wahrnehmung der Menschen einer realistischen Entwicklung (= Wachstum) gleichkam.
Nun macht sich das schon lange währende Ungleichgewicht, das durch das rabiate Ausbeuten der Natur, das Vergiften des Landes, das Horten der Güter (und des Goldes) entstanden ist und munter weiter betrieben wird, für alle sichtbar breit. Doch anstatt von diesem Verbrechen an der Schöpfung wie bis vor Kurzem von Umweltverschmutzung zu sprechen, was bereits euphemistisch war, wird heute fast nur noch von "Klimawandel" gesprochen, was wiederum neue, manipulative "Märkte" eröffnet, anstatt aus dem Markt-radikalistischen Gedanken auszubrechen und neue, heilsame und respektvollere Formen des Co-Existierens zu suchen.
Man stelle sich nur die Absurdität vor, dass man z.B. das wundervolle Sonnenmetall Gold, von dem es außer Zweifel steht, dass es besondere Kräfte besitzt (nicht nur als Zahlungsmittel), industriell unter Schwerstarbeit abbaut und dadurch Natur und Menschen schädigt, nur um es dann in Barren zu pressen und Bunker zu legen.
Oder noch brisanteres Material wie Uran, von dem die Hopis sagen, dass es schon allein deswegen in der Erde bleiben muss, weil es zum Gleichgewicht der Erde, also zum Magnetfeld, bedeutend beiträgt, was mittlerweile auch von einigen Forschern untersucht wird. Die Stellen, an denen Uran vorkommt, sind möglicherweise in größeren Zusammenhängen miteinander verbunden (und sind nicht selten auch heilige Stätten der örtlichen indigenen Völker). Wir aber holen es aus der Erde, um die potentielle Zerstörung der ganzen Menschheit und des Planeten um ein Vielfaches zu erhöhen. Schon die ersten Wissenschaftler, die damit in Berührung kamen, wussten, dass es diabolisch sei, im wahrsten Sinne des Wortes, den Atomkern zu spalten. Im Übrigen spalten wir, besonders in unserer westlichen Kultur, alles, um es zu begreifen, anstatt es über geistige Zusammenhänge zu erfahren, wie es uns auch die Pioniere der Quantenphysik anrieten. Heisenberg, Planck, Schrödinger und andere vertraten die Ansicht, dass die Physik wieder in den Bereich der Geisteswissenschaft zurück gehöre, denn ihre Erkenntnisse ließen sich nicht mehr in der materialistischen Experimentalphysik nachweisen, wohl aber erfahren und über Gleichnisse umschreiben. Hier berühren sich Wissenschaft und Kunst in einer intrinsischen Kreativität.
Mit dem exzessiven Ausbeuten der Natur und dem unkontrolliert wachsenden Markt, der inzwischen unser Innerstes erfasst, wachsen auch unsere seelischen Ungleichgewichte - und wir werden krank. Es scheint eine Verbindung zu bestehen zwischen den Exponentialfunktionen Geld - Markt - Macht / Kern - Spaltung / Apparatemedizin - explodierende Gesundheitskosten.
Was also tun? Ein weiter so ist verehrend für Mutter Erde und die Menschheitsfamilie. Und angesichts dieser gravierenden und bedrohenden Entwicklungen fühlen wir uns ohnmächtig. Hier liegt allerdings das Potential zur Veränderung in jedem Einzelnen von uns.
Der Schein trügt. Nicht nur der Geld-Schein, sondern auch der Schein der Ohnmacht.
Wenn wir bei uns selbst beginnen, unser Unterscheidungsvermögen zu schulen, nach Innen zu gehen, in eine Achtsamkeit, und einen respektvollen Umgang mit uns selbst und unseren Nächsten zu pflegen, kommen wir wieder in Harmonie mit der natürlichen, ganzheitlichen Ordnung. Wir entscheiden uns dann freiwillig für diese Harmonie. Diese andere Ausrichtung des Bewusstseins hat unmittelbar Auswirkungen auf unser Denken und Handeln, und wir können beginnen, unser Leben und unser Umfeld organisch zu organisieren.
Auch Georg Büchner ließ uns diesbezüglich in "Dantons Tod" eine selten wahrgenommene Flaschenpost fürs 21. Jahrhundert zurück.
Er skizziert den Weg der Liebe jenseits aller Begrenztheiten, speziell repräsentiert durch seine Frauengestalten und deren Weg ins Freie (Feld), der über den Tod hinaus geht. Er gibt uns mit seinem offenen, anarchistisch anmutenden Ende des Stücks bereits eine Ahnung davon, dass es die Liebe ist, die uns unterscheiden lässt, was St. Just in seiner Rede gleichsetzt (um schließlich "divide et impera" zu rechtfertigen). Hierzu ist es interessant, Dr. Simonetta Sannas Buch "Die andere Revolution - Dantons Tod von Georg Büchner und die Suche nach friedlichen Alternativen" (Fink Verlag) zu studieren.
Wenn man, wie eingangs erwähnt, die zwei Zweiheiten Polarität und Dualität nicht gleichsetzt, sondern ihren Unterschied wahrnimmt - in Liebe ist Zweiheit und Einheit nicht widersprüchlich, aber Krieg und Frieden lässt sich im Angesicht der Liebe nicht gleichsetzen - , dann kann man sich auch als (einzelner) Mensch nicht über andere stellen und richten oder sie gar hinrichten. Man darf sich weder im Namen von Gott, der Wissenschaft noch der "richtigen Meinung" als Richter über andere Menschen erheben. Um diese feinen, aber entscheidenden Unterschiede für sich selbst herauszuarbeiten, muss man aus dem utilitaristischen autoritären Denken unserer pyramidal aufgebauten Moderne, in der die "guten" Zwecke alle Mittel zu heiligen scheinen, heraustreten.
Tut man diesen Schritt ins Freie, fängt die Lebendigkeit erst an, dann ist man in diesem Zustand der "höchsten Sensibilität", wie es Hans-Peter Dürr so schön zu sagen pflegte, und nimmt die unendliche Vielfalt, den Ozean aller Möglichkeiten, wahr. In diesem Bewusstsein verliert die Sackgasse der Alternativlosigkeit ("there is no alternative" = TINA) augenblicklich ihre Kraft und wird als stumpfsinnige Programmierung entlarvt.
Zum Thema der Unterscheidung der Zweiheiten Polarität und Dualität, die einen eminenten Einfluss auf unser ganz konkretes Leben haben, kann ich sehr Armin Risis Vortrag "Der verbotene Baum im Garten Eden" empfehlen, denn in der Interpretation der sogenannten Paradiesgeschichte scheint der Fehler im Anfang der Rechnung begraben zu sein, und wie wir wissen, prägt diese jüdisch-christliche Mythologie maßgeblich unsere Gesellschaft bis heute.
Dieses Heraustreten aus dem marktradikalen und utilitaristischen Denken führt zu unserer anfänglichen Geschichte von Osho zurück: Seid nutzlos! Nutzlos ist nicht sinnlos. Es heißt nur, dass es im materialistischen Sinne keinen Nutzen hat und damit auch nicht ausbeutbar ist. Verwehre Dir die Ausbeutung Deines Innenlebens. Denn der Neoliberalismus bedient sich des Wirtschaftsfaktors eigentlich nur, um Dein Innenleben beherrschen zu können. Hierzu empfehle ich diesen Ausschnitt aus dem sehr erhellenden Gespräch mit Dr. Rainer Mausfeld.
In der Allgemeinheit wissen wir viel zu wenig über diese tiefen Zusammenhänge, sowohl über die Zusammenhänge der Machenschaften als auch über die wirklichen Zusammenhänge des Lebendigen. Die Banden der Unwissenheit sind jedoch jederzeit lösbar, von jedem Menschen, in jedem Augenblick, selbst in der Not: denn wo Gefahr droht, wächst das Rettende auch, schreibt Hölderlin.
Hierbei kann uns neben dem Logos (z.B. Quantenphysik / Philosophie und das selbständige Forschen nach Informationen, anstatt sie passiv über die Leitmedien zu konsumieren) auch der Mythos wieder mehr zur Seite stehen: In Märchen wie dem Rumpelstilzchen, in Geschichten wie Momo und in großen Theatertexten wie Faust II sehen wir die Nähe von Zeit und Geld, Geld und Alchemie, Geld und Macht (Wertschöpfung aus Nichts), Geld und Gesundheit gezeichnet. Wir können anfangen, "Wert" und "Reichtum" neu zu definieren, indem wir es aus dem diabolischen Schöpfungswahn in einen symbolischen Schöpfungsakt der Pflege und Verantwortung des Einzelnen für das Ganze (auch für Mutter Erde) transformieren, so wie es in den Herzen vieler Menschen bereits stattfindet.
Wenn man sich mit diesen tiefen Zusammenhängen beschäftigt und beginnt, sich und seine Umwelt in diesem ganzheitlichen Sinn wieder in Ordnung zu bringen, entzieht man automatisch die eigene Energie der "kannibalischen Weltordnung" (Jean Ziegler). Das respektvolle Ko-Existieren öffnet das Herz auch für Andersdenkende, für andere Standpunkte und Kulturen, ohne dabei die eigene individuelle Haltung aufgeben zu müssen. Eine wirklich pluralistische Gesellschaft entsteht, eine Gesellschaft, in der Herz und Verstand (Mythos und Logos) im Gleichgewicht sind.
Was will uns das alles sagen? Bewusstsein prägt Materie, Geist beseelt den Körper, und deshalb beginnt die Veränderung im Selbst, im Denken, in der Haltung, in der Ausrichtung des Geistes. Im Bewusstwerden, was Geist und Materie eigentlich ist. Angst und Unwissenheit (die Oberflächlichkeit, die bewirkt, dass man den Dingen nicht auf den Grund geht) sind die psychologischen Faktoren hinter dem Streben nach Sicherheit durch Macht und Macht durch Geld. Aber eigentlich ist (ganzheitliches) Wissen Macht und gleichzeitig der beste Reiniger von den Mustern der Angst und Ohnmacht.
Gerade in unserer heutigen Zeit, in der durch Manipulation und Propaganda Klassen, Parteien, Religionen und Nationen aufeinander gehetzt werden und ein undurchsichtiges Chaos von Terror und Gewalt jederzeit zu Eskalation führen kann, ist es entscheidend, sich darauf zu besinnen, was wirklich hilft: ein grundlegender Bewusstseinswandel und die Überwindung der Spaltung und der entsprechenden Denkmuster. Die Transformation beginnt in und mit uns, indem wir, jeder einzelne Mensch, den Wundern, die wir brauchen, um aus diesem Schlammassel herauszukommen, den Raum öffnen, denn dadurch werden diese Wunder (Transformationen) möglich. Daher ist es auch 5 vor 12 nicht zu spät, ganz in Ruhe und Frieden mit dem zu beginnen, wie wir Welt denken und leben wollen, und sich ganz diesem Weg zu widmen. In diesem Sinne freue ich mich auf die Begegnungen unterschiedlichster Standpunkte auf diesem Portal, in persönlichen Begegnungen und konkreten Projekten.
Isabelle Krötsch, Stand Februar 2018